Das im Brandfall sehr schnell und meist in sehr großen Mengen sich bildende Rauchgas stellt in der Regel die größte Gefahr für die Selbst- und Fremdrettung dar und be- oder verhindert oft den schnellen und gezielten Löschangriff. Die von den Versicherern aufgewendeten Regulierungsbeträge für Rauchschäden übersteigen die der Feuerschäden um ein Vielfaches.
Damit ist es meist unverzichtbar, die sich im Brandfall im Raum schnell bildenden Rauchgase wirksam aus dem Raum abzuleiten, oder die in anderen Räumen entstandenen Rauchgase erst gar nicht in die besonders zu schützenden Räume eindringen zu lassen (z.B. Sicherheitstreppenraum). Nun ist es aber gerade das Fatale, dass zum Zeitpunkt der Selbst- und Fremdrettung und nach Eintreffen der Feuerwehr auch für die Erkundung die größte Rauchausbreitung vorliegt. Für die Phase bis zum flash-over ist also der Rauchvermeidung bzw. der Rauchableitung oberste Priorität zuzuordnen.
Natürlich spielen die Größe des Raumes, die Länge möglicher Fluchtwege und die Geschwindigkeit der Alarmierung eine wichtige Rolle bei der Auswahl einer für die spezielle Aufgabe geeigneten Entrauchungsmethode.
Zur Rauchabführung können folgende unterschiedliche Methoden verwendet werden. Jede dieser Methoden hat aber spezielle Auswirkungen, die man grundsätzlich kennen und beachten sollte.
Bildung einer raucharmen Schicht
Bodennahe Zuluftöffnungen im unteren Wandbereich und Abluftöffnungen möglichst im oberen Wand- oder besser noch im Dachbereich sorgen in Verbindung mit dem thermischen Auftrieb dafür, dass sich bei sachgerechter Projektierung oberhalb des Aufenthaltsbereiches von Menschen eine stabile Rauchschichtgrenze bildet. Darunter befindet sich die raucharme, darüber die giftige und sichtbe- oder verhindernde Rauchgasschicht.
Bei dieser Methode ist es besonders wichtig, dass es an der Rauchschichtgrenze nicht zu Verwirbelungen kommt, z. B. durch zu hohe Zulufteintrittsgeschwindigkeiten, oder durch Absinken des Rauches (Abkühlung bei zu großen Rauchabschnitten), denn dies würde zu einer vollständigen Verwirbelung und/oder auch Absenkung der Rauchschicht in den geplanten raucharmen Bereich hinein führen. Diese Methode liegt u. a. auch den Anforderungen zu den raucharmen Schichten zahlreicher Sonderbauverordnungen und auch den Normen der DIN 18232, DIN EN 12101 und den VdS CEA Richtlinien 4020 zu Grunde.
Für Flucht- und Rettungsebenen ist die hier beschriebene Methode der Entrauchung mit NRA (Natürliche Rauchabzugsanlagen) oder MRA (Maschinelle Rauchabzugsanlagen) durch Schaffung einer raucharmen Schicht eine wesentliche Voraussetzung, damit diese Wege ausreichend lange passiert werden können. Wie wirksam eine natürliche Ableitung über den thermischen Auftrieb von Rauchgasen oder die maschinelle Entrauchung ist, zeigt die tägliche Erfahrung der Feuerwehr, die diese raucharme Schicht ebenfalls zur Erkundung, Rettung, aber auch zur Durchführung eines gezielten Innenangriffs dringend benötigt.
Natürliche Rauchabzugsanlagen
Im Brandfall wird eine sich aufbauende Rauchschicht über natürliche Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (NRWA) oder über natürliche Rauchwärmeabzugsgeräte (NRWG) aus dem Gebäude abgeführt. Diese NRA Systeme sind ein wichtiger Teil eines umfassenden Sicherheitskonzeptes.
Wenn es brennt, kann selbst ein 10.000 kbm großes Gebäude innerhalb weniger Minuten verqualmen. Nicht das Feuer selbst, sondern die giftigen Rauchgase sind dabei Todesursache Nummer eins. Für schnellen Rauchabzug sorgen NRA Systeme (natürliche RWA-Anlagen).
Ein natürliches Rauch- und Wärmeabzugssystem (RWA/NRWA) ist nur in Verbindung mit entsprechenden Zuluftöffnungen als natürliche Entrauchung voll wirksam. Für größere Rauchabschnittsflächen wird diese Funktion außerdem durch Rauchschürzensysteme optimiert.
Die einzelnen Geräte erfüllen strengste gesetzliche Anforderungen.
Maschinelle Rauchabzugsanlagen
Maschinelle Entrauchung kommt dann zum Einsatz, wenn die thermische Entrauchung ihre Grenzen erreicht, beispielsweise in fensterlosen oder sehr hohen Räumen oder dort, wo aufgrund der Gebäudestruktur die natürliche Auftriebskraft des Rauches nicht ausreichend wirksam wird. Eine Lösung ist sie auch in der Frühphase eines Brandes oder wenn bei einem Schwellbrand die Brandgastemperatur noch sehr gering ist.
Wenn keine natürlichen RWA Systeme (NRA) installiert werden können, sind maschinelle Rauchabzugsanlagen für den Rauch- und Wärmeabzug und mechanische Lüftung eine probate Sicherheitsmaßnahme.
Im Normalbetrieb dienen die Anlagen zur mechanischen Lüftung und Entlüftung, im Brandfall werden sie maschinelle Rauchabzugsanlagen.
Maschinell wirkende Rauchabzugsanlagen stellen sofort die volle Leistung zur Verfügung. Durch den von Ventilatoren erzeugten Unterdruck werden Brandrauch und Brandzersetzungsprodukte über Entrauchungskanäle abgesaugt. Wie auch bei natürlichen Systemen muss das Nachströmen von Außenluft gewährleistet sein.
Je nach Erfordernis installiert man maschinelle Rauchabzugsanlagen (MRA) zur mechanischen Lüftung auf dem Dach, in die Wand oder innerhalb eines Kanalsystems. Der Nutzeffekt ist ähnlich wie bei einem natürlichen RWA-System (Rauch- und Wärmeabzugsystem).
Unverzichtbare Voraussetzung für die zufriedenstellende Wirkungsweise von MRA-Systemen (maschinelle Rauchabzugsanlagen) ist das Vorhandensein von Zuluftöffnungen, wobei die Zuluftgeschwindigkeit nicht höher als 3 m/sec begrenzt ist. So funktioniert mechanische Lüftung und maschineller RWA Rauchabzug nach DIN 18232-5.
Erläuterung von Abkürzungen
Im Rauchschutz wird eine Vielzahl von Abkürzungen verwendet. Hier werden einige davon erklärt:
- RWA: Der Oberbegriff bezeichnet eine komplette Rauch- und Wärmeabzugsanlage, die sich aus den einzelnen Rauch- und Wärmeabzugsgeräten (RWG), den Auslöse- und Bedienelementen, der Energieversorgung, den Leitungen, der Zuluftversorgung und bei größeren Räumen den Rauchschürzen zusammensetzt.
- NRA: Als natürliche Rauchabzugsanlage wird eine RWA bezeichnet, wenn ihre Funktion auf dem thermischen Auftriebsprinzip beruht (z. B. bei Lichtkuppeln, Jalousien).
- NRWG: Das natürliche Rauchabzugsgerät wird in der Gebäudeaußenhülle eingesetzt (z. B. Lichtkuppeln im Dach, Fenster in der Wand).
- MRA: Als maschinelle Rauchabzugsanlage wird eine RWA bezeichnet, wenn ihre Funktion mit motorischem Antrieb erfolgt (z. B. Ventilatoren).
- RDA: Eine Rauch-Differenzdruckanlage hält den zu schützenden Raum (z. B. Sicherheitstreppenraum) durch einen kontrolliert aufgebauten Überdruck rauchfrei.
- RWG: Ein Rauch- und Wärmeabzugsgerät ist das Element incl. der Öffnungssysteme, das die Öffnung in Dach oder Wand zum Ableiten von Rauch nach außen freigibt.
- WA: Als Wärmeabzug bezeichnet man eine Wand- oder Dachfläche, die bei einer bestimmten Temperatur selbsttätig eine Öffnung freigibt (z. B. durch Abschmelzen von thermoplastischen Dachlichtelementen), aus der dann Brandhitze nach aussen entweichen kann.
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